Immer wieder geben mitten auf Waldlichtungen stehende, gut sichtbare Hochsitze und Holzböcke (sog. Drückjagdböcke) zu Fragen oder Diskussionen Anlass, die der Bürgergemeinde oder dem ansässigen Jagdverein zugetragen werden. Mit wenigen Erläuterungen können diese Fragen in den meisten Fällen gut beantwortet werden. Dieser Bericht soll dazu dienen, der breiten Leserschaft die wichtigsten Zusammenhänge aufzuzeigen, weshalb seit etwa zwei bis drei Jahren vermehrt solche jagdlichen Einrichtungen sichtbar werden und – aus Sicht des Waldgängers – ein allfällig romantisches Waldbild stören.

Der am 10. Juni 2020 veröffentliche aktuellste Ergebnisbericht des Landesforstinventars (LFI4) zeigt, dass der Schweizer Wald generell erfreulicherweise in guter Verfassung ist, er jedoch vermehrt mit Insektenbefall, Krankheiten und Klimawandel (Trockenheit) zu kämpfen hat. Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald muss sich verjüngen, also regelmässig erneuern, um die Ansprüche der Gesellschaft (z.B. Schutz vor Naturgefahren, Lieferung der Ressource Holz für Bauten und Energie, Wohlfahrtsfunktion) auch langfristig zu erfüllen. Dies geschieht, indem Forstleute sowie Waldeigentümerinnen und -eigentümer ihn möglichst natürlich verjüngen, regelmässig pflegen und durchforsten sowie das Holz nachhaltig nutzen. Dies sind die offensichtlichsten Probleme, die dem Forst und der Waldeigentümerschaft im Moment Sorgen bereiten. Unten am Waldboden, im Schatten der Bäume, entwickelt sich jedoch ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Problem, nämlich der zunehmende Wildverbiss – im Mitteland primär durch Rehe, zunehmend aber auch durch den wieder heimisch werdenden Rothirsch.

Das Waldbild im Niedergösger Wald hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert – und dieser Prozess dauert weiter an. Die im Januar 2018 tobenden Sturmtiefs «Friedericke» und «Burglind» sowie die vergangenen heissen, trockenen Sommer mit dem damit verbundenen starken Befall durch den Borkenkäfer, haben grosse freie Flächen und Schneisen in unseren Wald geschlagen. Auf Freiflächen gelangt entsprechend viel Licht auf den Waldboden und die bisher im Schatten grosser Bäume darbenden jungen Triebe können plötzlich mit voller Kraft wachsen. Dadurch entstehen in kurzer Zeit mitten im Wald Flächen mit verschiedenartigsten Jungtrieben, welche insbesondere dem Rehwild beste und abwechslungsreiche Äsung sowie Deckung (Einstände) bieten. Da das scheue Rehwild sowohl bewegungsmässig als auch ernährungstechnisch ein Optimierer ist, nimmt es solche Flächen sofort dankend an und hält sich überwiegend dort auf. Die Folgen daraus sind vielfältig. Zum einen steigen durch die optimalen Bedingungen die Wilddichte und dadurch unweigerlich auch die Verbissschäden an den Jungtrieben. Je nach örtlichen Gegebenheiten kann dies einen bedeutenden Einfluss auf die künftige Waldstruktur und die Holzerträge der Waldeigentümer haben. Sowohl der Forst als auch die Jagd sind hier gefordert: Der Forst muss entsprechende Schutzmassnahmen ergreifen und die Jagd muss solche Flächen intensiver bejagen, um den Wildverbiss auf einem erträglichen Mass zu halten. Ein grosser Teil der Jagd hat sich deshalb in wenigen Jahren vom Waldrand in den Wald hinein verlagert. Diese Gegebenheit ist sowohl für den Forst als auch für die Jagd neu und wir sind gemeinsam daran, Erfahrungen zu sammeln.

(Bild 1) Leiter-Hochsitz

Aufmerksamen Waldspaziergänger*innen wird deshalb beim Betrachten solcher offenen Flächen (z.B. im Gebiet Ausserholz, Herrenholz, Mühlekopf) nicht entgangen sein, dass vermehrt auffällig viele Jungpflanzen im Einzelschutz verpackt sind und meistens auch ein Leiter-Hochsitz (Bild 1) und/oder ein Drückjagdbock (Bild 2) aufgestellt sind. Den Hochsitz benötigen die Jäger für die klassische Ansitzjagd (Einzeljagd mit Kugelschuss), bei welcher solchen Flächen gezielt einzelne Rehe entnommen werden. Den Drückjagdbock benötigen die Jäger, um im Herbst auf den Bewegungsjagden (Gesellschaftsjagd mit Schrotschuss) solche Flächen überhaupt bejagen zu können. Beide jagdlichen Einrichtungen dienen sowohl der Sicherheit (Schussabgabe von oben; der Boden dient als Kugelfang) sowie der besseren Übersicht. Ohne solche, vom Boden erhöhten Einrichtungen, fehlt schlicht und einfach der Überblick über eine solche Jungwuchsfläche.

(Bild 2) Drückjagdbock

Rund um die Drückjagdböcke wird zusätzlich oft noch etwas Wildwuchs (primär Brombeere) abgefräst, damit eine Schrot-Schussabgabe auf maximal 35 Meter überhaupt möglich wird. Diese Einrichtungen stehen ungefähr 4-5 Jahre am selben Ort, bevor sie dann aufgrund des zu hohen Jungwaldes wieder an einen anderen Ort verschoben werden. Sämtliche Einrichtungen sind selbstverständlich mobil und die Installation wird mit dem Forst abgesprochen. Die Hochsitze und Drückjagdböcke sind Eigentum des Jagdvereins, werden von diesem auch laufend kontrolliert und in betriebsfähigem Zustand gehalten. Das Besteigen eines Hochsitzes ist Unbefugten nicht verboten, erfolgt jedoch auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. Eltern haften für ihre Kinder!

Jäger verrichten ihre grüne Arbeit grösstenteils zurückhaltend hinter den Kulissen. Auf offenen Flächen wird nun aber die Jagd plötzlich sichtbar und führt rasch zu Fragen und kritischen Stimmen. Wir hoffen, mit diesem Beitrag die Hintergründe vermehrt im Wald sichtbarer Jagdeinrichtungen verständlich vermittelt zu haben.

                                                                                             Für den Jagdverein Buer

                                                                              Fabian Berger

Jagdverein Buer (Jagdrevier Nr. 50 im Kanton SO)

  • Der Verein hat 12 Aktivmitglieder (Pächter) und 5 Passivmitglieder
  • Das Jagdrevier erstreckt sich über das Gebiet Niedergösgen, Teile Erlinsbachs SO, Stüsslingens, Obergösgens und Lostorfs, total 1’449 Hektaren.
  • Der Kanton SO verpachtet die Jagdreviere jeweils für 8 Jahre an Jagdvereine. Der Pachtvertrag entsteht zwischen dem Kanton SO und dem jeweiligen Jagdverein.
  • Präsident: Fabian Berger, Erlinsbach
  • Jagdleiter: Stephan Glättli, Lostorf
  • Kassier: Daniel Frey, Dulliken
  • Wildhüter 1: Guido Sieber, Stüsslingen
  • Wildhüter 2: Peter Lüdi, Schönenwerd